Klotzbeuten Kurs auf Schloss Hamborn                                                                            Sa Bienen Imkerei 27.10. - 30.10.2017 von Lisa Becker

Im Oktober hat sich zum wiederholten Male die seltene Möglichkeit ergeben, ein verloren gegangenes, traditionelles Handwerk auf dem Demeter Schülerhof auf Schloss Hamborn bei Paderborn zu erlernen. Im Zeidlerkurs, organisiert von Sabine Bergmann (Demeter Imkerin und Pädagogin), lernte man nicht nur “Klotzbeuten” nach Zeidler-Art anzufertigen, sondern auch wie man Honigbienen in diesen wesensgemäß halten kann. Das Herstellen von “Klotz”- und “Baumbeuten” gehörte zu den Aufgaben eines jeden Zeidlers. Die Zeidlerei oder auch bekannt dafür, dass man Honigbienen in ausgehöhlten Bäumen hält, ist ein kulturelles Erbgut, welches in Deutschland Ende des Mittelalters verloren gegangen ist. Zurzeit erlebt es eine europaweite Wiederbelebung, welche vor 10 Jahren in Polen angefangen und vor ein paar Jahren auch nach Deutschland übergeschwappt ist. 

Die Begeisterung und die Neugier der 15 neuen Kursteilnehmer auf Schloss Hamborn waren wahrlich spürbar! So wurden mit glühenden Enthusiasmus und Tatendrang insgesamt 12 neue Klotzbeuten erschaffen. Ehemalige Teilnehmende wurden eingeladen, um von ihren praktischen Erfahrungen mit der Klotzbeute zu erzählen. Wichtig sind auch Themen wie Arbeitssicherheit, vor allem im Umgang mit Kettensäge und den scharfen Zeidlerwerkzeugen, sowie das sichere Hochziehen und Anbringen einer Klotzbeute an einen Baum. Da das alte Wissen verloren gegangen ist, müssen viele Dinge wieder neu entdeckt und gelernt werden. Vor allem das Wissen um kleine Details, z.B. wie die Beschaffenheit und Positionierung vom Einflugkeil sich auf den Bien auswirken. Solche Erkenntnisse können bei solch einem Kurs praktisch ausprobiert und durch ein aktives Miteinander ausgetauscht werden. Traditionelles, bashkirisches Wissen bzw. handliche Tipps und Tricks fanden auch ihren Weg nach Hamborn durch die Kursleiter, welche Bashkortostan im Vorjahr besucht hatten, um dort in direkten Austausch mit den dortigen Zeidlern zu treten. Die Zeidlerei ist dort nicht verloren gegangen, wie in Europa, sondern existiert dort immer noch unentwegt seit über 500 Jahren. 

 

Beim Bau einer Klotzbeute (bzw. Baumbeute, wenn die Beute direkt in den lebenden Baum geschlagen wird) handelt es sich nicht nur um das Aushöhlen eines Baumstammes.  Um der körperlichen Betätigung ein geistiges Gleichgewicht zu setzen und leer geschöpfte Batterien wieder aufzuladen, war für das geistige wie leibliche Wohl gesorgt. Das Abendprogramm war somit gefüllt, zum einen mit den schmackhaft verarbeiteten Produkten des ansässigen Demeter-Hofes, sowie geistiger Nahrung zum Nachdenken. Dabei galt es zuerst den neuen Zeidlerlehrlingen eine Einführung in die Geschichte der Zeidlerei einzuladen (Tobias Wolf, Internationale Zeidlergemeinschaft), gefolgt von einer fotografischen Reise nach Bashkortostan, Weißrussland und Polen, wo die Zeidlerei entweder immer noch oder nach der Wiedereinführung im “größeren” Stile heute betrieben wird (Valerie Kantelberg, Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft). Wie sich das Ökosystem ‘Wald’ durch moderne Management Regimes verändert hat, was das für die Honigbiene, bezüglich Tracht, bedeutet und was getan werden kann um den Lebensraum Wald bienenfreundlicher zu gestalten beschrieb Arne Eckert, Forstwissenschaftler von der Internationalen Zeidlergemeinschaft. 

Michael Weiler, Fachberater für Demeter Imkerei, begleitete uns auf philosophischer Ebene durch seinen Vortrag über das Wesen der Biene und deren Beziehung zum Menschen, was einen Jeden zum Nachdenken und Reflektieren angeregt hat, ob nun auf persönlicher oder gesellschaftlicher Ebene. Ein lebhafter und konstruktiver Austausch umhüllte die Diskussion zur Bienengesundheit. Vor allem bei den Themen Varroa und Faulbrut wurden verschiedenste Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung aufgezeigt. Valerie Kantelberg stellte dazu wissenschaftlich fundierte und standardisierte Monitoring Methoden vor, von der ein jeder Zeidler sowie Imker Gebrauch machen kann bzw. sollte, um ein frühzeitiges Erkennen von Krankheiten zu gewährleisten. Die Methoden haben einen holistischen Ansatz, indem sie auch den umliegenden Lebensraum in Betracht ziehen, welcher deutlich zum Wohlergehen des Bienenvolkes beiträgt.

 

Ein feierlicher Höhepunkt am Ende des Kurses war der gemeinschaftliche Kraftakt, um eine Klotzbeute in eine Eiche hochzuziehen und anzubringen (natürlich unter professioneller Anleitung und Sicherung von den Baumkletterern!).  Mit etwas Glück könnte dort nächstes Jahr schon ein neuer Schwarm einziehen, ein Ereignis, was bisher zumindest schon einmal auf Schloss Hamborn stattgefunden hat. Die Zeidlerei steht nicht nur für die Wiederkehr von einem verloren gegangenem Handwerk und der wohl naturgemäßesten Behausung für Honigbienen. Es geht vielmehr auch darum, unser Denken und Handeln und unsere Beziehung, wie wir Honigbienen sehen, im größeren Kontext zu reflektieren und ggf. zu ändern. Die Zeidlerei verbindet somit nicht nur Themen aus verschiedenen Bereichen (Bienenhaltung, Waldbau, Naturschutz, Philosophie), sondern man fühlt sich auch als Teil einer immer größer werdenden und vielfältigen Familie.