Umzug - Auszug...

 

 

Ein Umzug – ein Auszug, streng genommen - ist keine Kleinigkeit.

Schon gar nicht, wenn statt der frisch aus der Pubertät entkommenen Kinder die Eltern  und in diesem Fall die Bienenkönigin mit 10.000  Arbeiterinnen das traute Heim verlassen, eine wenig bequeme Bekanntschaft mit dem Schülerhof-Keller und einer schließlich mehr oder weniger unsanften Beförderung in die neue Wohnung  machen – die, man darf es nicht leugnen, wohl wenig möbliert wurde.  Denn das neue Volk soll sein Zuhause komplett selbst einrichten. Naturwabenbau nennt man das.

Der Schwarm, von dem hier die Rede ist wurde einen Tag zuvor von mir selbst eingefangen und darf nun in die wohl natürlichste Bienenbehausung, die ich mir vorstellen kann, einziehen.

In eine Klotzbeute nach Zeidler Art.

Die Zeidlerei ist im Grunde das Sammeln von Honig in wilden, halbwilden oder domestizierten Bienenvölkern, die im Wald, also in Bäumen leben.  Die Bäume werden zu diesem Zweck ausgehöhlt und mit einem Brett verschlossen, das Flugloch befindet sich auf der rechten Seite. Diese Form der Imkerei war im Mittelalter weit verbreitet und hat im Ural überlebt.


Nach der mühseligen und zeitaufwendigen Tätigkeit, einen Baumstamm zu recht zu schneiden, auszuhöhlen und nicht zuletzt irgendwie in seine ursprüngliche, aufrechte Position zurückzubringen *(und wir reden hier von einer 3m langen Eiche mit einem Durchmesser von 0,75 m ), galt es, die Bienen auf ihr Schicksal vor zu bereiten.

Der erste Umzug (in den Schülerhof- Keller), kam nicht allzu gut an, aber als wir die Bienen wieder ans Tageslicht brachten, hatten sie sich soweit beruhigt, dass wir den Schwarmfangkasten ohne vernehmbaren Protest neben dem Baumstamm positionieren konnten.

Von da an ging es rasch voran.


Als Hilfestellung diente eine provisorische Rampe; eigentlich ein einfaches  Holzbrett, an dem mit Reißzwecken ein weißes Tuch befestigt wurde. Angeblich sollten die Bienen, die sich gerne ins Dunkel zurückziehen, eher auf die Höhle im Baum zu streben, wenn sie auf einem weißen Tuch landen. Wie viel da wirklich dran ist, weiß ich nicht – so oder so hat es gut geklappt.

Meine Aufgabe war es, von meinem kleinen Podest aus den Bienenkasten anzunehmen und über der weiß betuchten Rampe auszustrecken.

Frau Bergmann hat daraufhin den Schiebedeckel entfernt und ich habe zehntausend Bienen mit einem sanften Ruck auf das Brett befördert.

Wie auf den Bildern (hoffentlich) zu erkennen ist, waren die Bienen im Endeffekt sehr friedlich und schnell in der Lage, sich zu orientieren.

Nachdem ich mit einer Dose ein paar Bienen in die Höhle geschaufelt hatte, strebte auch der Rest des Volkes auf den Eingang zu.

Berauscht ob meines kleinen Erfolges, wäre ich gerne noch bis zum Einzug der letzten Biene geblieben, da ich aber noch andere Dinge zu erledigen hatte, konnte ich dem Auspacken des letzten Umzug-Kartons leider nicht beiwohnen.

Heute morgen konnte ich allerdings mit Zufriedenheit feststellen, dass das Volk sich vollständig eingenistet hat. Mit ‚nur‘ zehn Toten würde ich diese Aktion  mit Fug und Recht als gelungen bezeichnen.

Die Klotzbeute nach Zeidler-Art steht auf dem Schülerhof im Hühnergehege und kann gerne besichtigt werden.